Vor kurzem bat mich ein befreundeter Fotograf um Tipps, wie er die Webdarstellung und den Druck seiner Bilder ohne Farbverfälschung gestalten könnte. Ich verwies ihn auf meinen Blogartikel zum Thema Farbmanagement Grundlagen und dachte somit geholfen zu haben. In einem späteren Gespräch wurde mir klar, dass die Einarbeitung in das Thema für viele Fotografen schwierig ist. Zum Einstieg in das Farbmanagement sind für viele die Kosten nur schwer einzuschätzen. Für mich stellte sich daher die Frage, wie ein kostengünstiger Farbmanagement Workflow gestaltet werden könnte. So entstand die Idee für diesen Blogartikel in dem anhand einfacher praktischer Beispiele das schwierige Thema verständlich gemacht werden sollte.
Zunächst beschreibe ich wie ein kostengünstiger Farbmanagement Workflow für die Darstellung im Web umgesetzt werden könnte, danach eine Umsetzung zum Drucken der Bilder. Einige Vorrausetzungen sind hierbei nötig. Für die Bildbearbeitung sollten die Softwareprodukte Photoshop und Lightroom verwendet werden (Adobe Cloud Abo 12,89 €/Mo). Der eingesetzte Monitor sollte mindestens den Farbraum sRGB darstellen können. Ferner muss für den eingesetzten Monitor ein ICC-Profil vorliegen. Hierzu gibt es tiefergehende Informationen in meinem Blogartikel Farbmanagement Grundlagen der Geräte und Software. Für die Umsetzung wählte ich ein Surface 4 Pro, dessen Display besitzt eine sRGB Abdeckung von 97 %. Ein ICC-Profil kann entweder über ein Messgerät erstellt werden (Coloridmeter ca. 200 €), oder umsonst im Internet bezogen werden. Die Helligkeitsverteilung des Displays muss auf einen vordefinierten Wert (Gammawert) eingestellt werden. Dies erfolgt entweder auf Softwarebasis im Betriebssystem, oder innerhalb dem Einstellungsmenü eines Monitors. Bei portablen Geräten ist dies ausschließlich über Softwarefunktionen möglich.
Zusammenfassend sind also mindestens folgende Faktoren zu berücksichtigen:
Tipp: Viele Monitore und das Betriebssystem verändern automatisch die Helligkeit des Displays. Derartige Funktionen sollten deaktiviert werden um eine gleichbleibende Helligkeit während der Bildbearbeitung zu gewährleisten. Unter Windows wird dies in der Systemsteuerung im Programm/App Energieoptionen gemacht, bei Monitoren in deren Bedienermenü. Am Ende des Blogartikels sind in den weiterführenden Informationen Websiten aufgeführt die ICC-Profile für Monitore und Displays bereitstellen.
Zunächst beginnen wir mit einer monochromen Darstellung (Schwarz/weiß Bild), dieses wird in Lightroom entwickelt und wie gewünscht abgestimmt (Kontrast, Schärfe, sonstiges). Danach wird das Bild gespeichert und in Photoshop weiter bearbeitet. Zur Überprüfung der Webdarstellung (wie sieht es später im Internet aus) wird ein Softproof durchgeführt (Simulation der Webdarstellung). Hierzu wird das ICC-Profil sRGB IEC61966-2.1 als „zu simulierendes Gerät„ geladen. Sollte sich noch Änderungsbedarf des Bildes in der Webdarstellung zeigen, kann dies noch durchgeführt werden. Danach wird das Bild gespeichert und der Farbraum sRGB zugewiesen (eingebettet). Nun haben wir den ersten kostengünstigen Farbmanagement Workflow gemeistert. Das Bild kann im Internet innerhalb einer Galerie bereitgestellt und präsentiert werden.
Tipp: Das ICC-Profil zum Softproft der Webdarstellung wird bei der Installation von Photoshop mit im Betriebssystem installiert.
Monochrome Bilder können auf vielen Ausgabegeräten dargestellt werden, dies schließt die Druckausgabe mit ein. Viele Druckdienste lesen den eingebetteten Farbraum nicht aus, sondern verwenden grundsätzlich sRGB. Bei einem entwickelten Bild dessen eingebetteter Farbraum sRGB ist, fällt somit die Nichtbeachtung des Farbraumes nicht sonderlich auf. Dies gilt jedoch ausschließlich bei monochromen Bildern aufgrund ihrer vergleichsweise einfachen Graustufenumrechnung zwischen dem Quell- (im Bild) und dem Zielfarbraum (im Drucker/Entwickler). Bei der Verwendung von Online Druckdiensten die alle Farbinformationen des Bildes beachten, müssen die zugehörigen ICC-Profile der Druckpapiere in das Farbmanagement einfügen werden. Diesen Zusammenhang habe ich in meinem Blog Artikel „Farbmanagement Workflow“ beschrieben.
Etwas aufwendiger wird es wenn wir die Bilder selbst am eigenen Drucker ausgeben wollen. Dies setzt voraus das für den Drucker ein ICC-Profil vorliegt das wir in unseren Workflow einsetzen können. Die Drucker ICC-Profile werden in der Regel bei der Installation der Druckersoftware mit installiert. Diese funktionieren jedoch nur wenn die originalen Herstellertinten eingesetzt werden, ferner keine weiteren Farbeinstellungen am Drucker durchgeführt werden. Eine weitere Möglichkeit ein ICC-Profil zu erhalten besteht in der Beauftragung eines Online Profilierungsdienstes (ca. 20€ – 40€ je Profil). Hierbei wird ein Bild erworben das ausgedruckt werden muss, danach wird das erzeugte Bild an den Anbieter gesendet. Dieser erzeugt aus dem Referenzbild mit einem Farbmessgerät das Profil und stellt es Download-Datei zur Verfügung. Zusammenfassend sind also mindestens folgende Faktoren zu berücksichtigen:
Tipp: Bei monochromen Bildern ist das Herstellerprofil ausreichend, bei farbigen Bildern empfehle ich den Online Profildienst. Im Internet sind viele Profildienste verfügbar.
Ein Kostengünstiger Farbmanagement Workflow für farbige Bilder ist leider nicht möglich. Es müssen größere Farbräume in der Entwicklung der Bilder eingesetzt werden (Adobe 1998, oder größer). Dies wiederum erzeugt eine Kostenexplosion der eingesetzten Hardware und Software Komponenten. Der Grund hierfür ist, dass der Farbraum sRGB die Farbräume von Druckern und Entwicklern nicht ausreichen abdecken kann. Diesen Zusammenhang habe ich in meinem Blog Artikel „Farbmanagement Grundlagen“ näher erläutert. Wer jedoch ohne hohe Kosten in das Thema einsteigen möchte, kann dies mit meinen genannten Beispielen tun (monochrom, sRGB, Hersteller ICC-Profile). Einzig das Display mit min 95 % sRGB Abdeckung erzeugt höhere Kosten.
Nachfolgende Internetseiten bieten tiefergehende Informationen.
Über die Internetseiten können ICC-Profile bezogen werden.
Auf der Internetseite werden Testberichte verschiedener Geräte und Notebooks veröffentlicht und ICC-Profile der Notebook Displays zum Download angeboten. Ferner gibt es nützliche Tipps zur Monitor Einstellung unter WIN10.
Farbmanagement Grundlagen der Geräte und Software