Bilder können Stimmungen ausdrücken oder Ereignisse und Zustände dokumentieren. Manche wirken ernst, erschreckend oder humorvoll. Einige bringen mich zum Lachen wieder andere machen nachdenklich. Warum ist dies so, warum lässt sich über das Medium Fotografie so viel verschiedenes transportieren? Ich glaube dies liegt in den unbegrenzten Möglichkeiten der Fotografie. Da wir Menschen visuelle Wesen sind können uns die eingefangenen Blickwinkel in einer Fotografie berühren. Manchmal wirkt ein Bild unter gefühlten zehntausend Bildern besonders auf uns. Gerade dann wenn hierin eine ganze Bildergeschichte erzählt wird.
Vor kurzem bin ich durch Zufall auf ein solches Bild gestoßen. Bei einem Besuch blickte ich auf die Vitrine meiner Gastgeberin, dort stand eine Reihe von Familienfotos. Ein Bild ist mir sofort aufgefallen. Es zeigte einen Mann mit Frau und Kind, die Aufnahme wirkte stilistisch aus den Ende 30er Jahren des 20. Jahrhunderts. Die Gesichter der Beteiligten Personen, ihre Gestik und Mimik erzählten zusammen mit den Gegenständen die zu sehen waren die Bildergeschichte einer Ankunft.
Im Flur der Wohnung stellte der Mann seiner Tochter die neue Frau an seiner Seite vor. Das Kind trug artig ein Gedicht vor, die Frau lobte dies während der Vater die Szene wohlwollend betrachtete.
Ich bat das Bild in die Hand nehmen zu dürfen und erzählte die Bildergeschichte wie beschrieben. Die Gastgeberin war verblüfft. Im darauf folgenden Gespräch ergab sich das genau dies auf dem Bild zu sehen war. Das Kind war die Mutter meiner Gastgeberin. Die erste Ehefrau des Mannes war verstorben und es wurde tatsächlich an dem Tag der Aufnahme seine zweite Frau vorgestellt.
Ich war begeistert. Dieses Bild erzählte die Geschichte eines Tages in den 30er Jahren und konnte 80 Jahre später noch immer verstanden werden. Nichts war arrangiert, nicht gekünstelt alles war aus dem Moment heraus aufgenommen worden.
Derartige Aufnahmen sind äußerst selten zu finden. Mir selbst ist es in über dreißig Jahren nicht gelungen ein derartig Ausdruck starkes Bild zu schaffen. Vergleichbare Aufnahmen habe ich bis dato nur von Helmut Newton und einigen wenigen weiteren Fotografen gesehen. In Bilderreihen ist eine Bildergeschichte leichter zu erzählen, jedoch in Einzelbildern nur äußerst schwer darzustellen.
Natürlich wollte ich den Lesern meines Blogs nicht das beschriebene Bild vorenthalten. Ich habe die Besitzerin so lange überredet bis diese mir erlaubt hat es zu veröffentlichen. Ihr findet dieses in der Galerie „Menschen“ unter dem Titel „Ankunft“ veröffentlicht.
Ich hoffe dieser Fotoblog-Artikel hat euch gefallen und freue mich auf eure Kommentare hierzu. Bis bald euer M. Volz.