Manche Bilder sind bereits da und werden als Motiv gefunden. Diese müssen einfach nur abfotografiert werden. Wieder andere haben eine anspruchsvolle Perspektive die gefunden werden muss um das gewünschte Bild zu erzeugen. Manchmal bedarf es etwas Technik oder die Beherrschung bestimmter Aufnahmetechniken. All diese genannten Bilder können jedoch leicht umgesetzt bzw. erzeugt werden. Die Bilder sind bereits da und müssen nur noch festgehalten werden. Beispiele hierzu zeige ich in meiner Galerie Licht & Dunkel.
Die schwierigsten Bilder sind die, die sich im Kopf entwickeln und zunächst nicht fassbar sind. Manchmal ist es eine kreative Vision, oder es ist ein Motiv das flüchtig beobachtet wurde und danach nicht wieder gefunden werden kann. Derartige Bilder beschäftigen den Fotografen oft sehr nachhaltig. Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes „nicht fassbar“.
Es gibt ein Bild in meinem Kopf das ich seit Jahren fotografisch umsetzten möchte, jedoch entzieht es sich immer wieder auf das Neue diesem Versuch.
Vor vier Jahren fuhr ich mit meinem Auto am frühen Abend kurz nach der Dämmerung an einer Chemiefabrik vorbei. Ein flüchtiger Blick aus dem Fenster zeigte mir den satten, runden Vollmond direkt zwischen zwei silbern glitzernden Fabrikschloten. Die Nacht war klar, voller Sterne mit sehr guter Weitsicht. Die Chemiefabrik erschien mit allen Rohren, Schloten, Kesseln und dem technischen Gewirr der Formen imposant. Tausende Scheinwerfer beleuchteten alles und reflektierten ihr Licht. Der Mond erschien wie ein ruhender Pol in dieser Lichterwolke. Dieses Motiv elektrisierte mich, ich wollte dies als Bild festhalten und ahnte noch nicht was hierdurch auf mich zukam.
Es erschien einfach irgendwann an den nächsten Abenden zur Chemiefabrik zu fahren, das Stativ aufzubauen und mal eben „kurz“ das tolle Mond Bild zu fotografieren.
Die nächsten Abende waren durchgängig bewölkt und regnerisch. In der nächsten Woche war der schöne runde Mond zu einer „Sichel“ geschrumpft. Ich begann zu verstehen dass dieses Bild geplant werden müsste. Der Kreative Akt In den nächsten Wochen beschäftigte ich mich mit den Mondphasen, den Winkeln des Mondes zu bestimmten Zeiten am Himmel und vor allem mit den Wetternachrichten. Der nächste Vollmond sah vielversprechend aus. Leider war die kommende Vollmondnacht etwas diesig mit schlechter Sicht, jedoch für erste Testschnappschüsse ausreichend. Ich zog los und stellte frustriert fest das die beste Perspektive sich in ca. 3m höhe genau in der Mitte einer Kreisstraße befand. Um diese benutzen zu können hätte die Straße gesperrt werden müssen und ein massives Gerüst aufgebaut werden müssen. Da dies nicht umsetzbar war beschloss ich eine neue Perspektive zu suchen.
Die Suche nach einer geeigneten Perspektive dauerte fast zwei Jahre. Ich umwanderte das Gelände der Chemiefabrik mehrfach, stolperte durch Gestrüpp, lernte den Werkschutz kennen und erkundete Äcker und Wiesen. Ich befasste mich in dieser Zeit mit den Anpflanzungen und wuchsverhalten der Nutz- und Wildpflanzen um die Fabrik herum. Ferner mit den Mondphasen und Sichtwinkeln des Mondes. Dann nach langer Zeit des Suchens fand ich endlich die perfekte Perspektive. Diese lag auf einem einen Meter hohen Schuttberg der wild überwuchert war und inmitten eines Getreideackers emporragte.
Zu dieser Zeit hatte ich die Erkenntnis erlangt dass mein Bild des Mondes an ca. drei Tagen im Jahr in einem jeweiligen Zeitfenster von 90 min möglich war. Hierbei musste die Wettersituation passen und der Zugang zu meiner Perspektive möglich sein.
Wie die weitere Umsetzung angegangen wurde möchte ich euch im Teil 2 dieses Blogartikels erläutern. Ich hoffe der erste Teil hat euch gefallen. Euer M. Volz.